Sardinien – Geschichte in Stein gemeisselt
Das Steinerne, Felsige auf der Insel ist allgegenwärtig: an der 1800 Kilometer langen Küste, sowie im höchsten Gebirge der Insel, dem Gennargentu- Massif.
Die Küstenlandschaft Sardiniens besticht mit Skulpturen aus windzerfurchtem Gestein. Unterirdisch formte Wasser Zauberwelten in Kalkstein und oxidiertes Eisen höhlt den Trachyt.
Granit im Maestrale
Die skurrilen, Tieren und Gesichtern ähnlichen „Riesenskulpturen“ im Nordosten wurden vor Jahrtausenden aus Granit geformt.
Die unterschiedlich ausgeprägte Widerstandsfähigkeit dieses Gesteins gegen den Wind und das Wasser ließ fantastische Modellierungen entstehen.
Die formenreiche Klippenlandschaft der Gallura zeigt skurril verwitterte, steile Zackengrate. Im Wechselspiel mit geschmeidig weich abgeschliffenen, flachen Felsblöcken vor lauschigen Buchten.
Die Statuen des windgepeitschten Nordosten
Von „Wolkensackverwitterung“ spricht man am Capo d´orso (Bärenkap). Die Windspiele des Maestrale, des starken Nordwestwindes, wirken hier wie Sandstrahlgebläse.
Sie haben Löcher in Felsen gebohrt und diese so ausgehöhlt, dass Gebilde entstanden, in Form von Fabelwesen und Tieren.
Ein Riesenpilz steht bei Arzachena, ein überdimensionaler Bär hoch über Palau. So mächtig, dass Menschen darin wie Kriechtiere verschwinden.
Tafoni und Cònchi
Ausgewaschenen oder durchlöcherte Felsen, Tierrückenpanzern gleich, bilden seltsame Höhlen. So hoch wie ein ausgewachsener Mensch flankieren sie die Stützmauer eines Aussichtspunktes an der Steilküste (s.Foto oben).
Sie werden von den Einheimischen Tafoni (das ist korsisch für Fenster) oder Cònchi (sardisch für Mulden, Muscheln) genannt, was in etwa diese durchlöcherten Steine beschreiben soll.
Einst wurden die natürlichen Unterstände von Hirten zum Schutz und Lager bei Stürmen oder Gewittern genutzt.
Diese Felsgebilde sind einzigartig im ganzen Mittelmeerraum.
Jüngeren Datums und von Menschenhand aus Granit geschaffen wurde das berühmte Pantheon in Rom. Vor etwa 2000 Jahren aus Sardischem Granit erbaut, der vom Capo Testa aus über´s Meer abtransportiert wurde.
Im römischen Steinbruch trotzen Reste geschlagener Säulen fortan erfolgreich gegen Wind und Wetter.
Die Macht des Wassers
Vor 200 Millionen Jahren wusch saurer Regen im löslichen Kalkgestein Hohlräume aus. So wurden an verschiedenen Stellen Sardiniens Erdschichten praktisch „unterkellert“. und tausende von Höhlen geschaffen.
Kohlensäurehaltige Wasser drang in diese Hohlräume ein und lagerte an deren Decke Calzit ab.
Stetig an denselben Stellen austretende Wassertropfen lassen kleine Röhrchen aus Kalkresten nach unten wachsen. Diese „tropfen“ langfristig zu riesigen Stalaktiten.
Ihm wächst meistens sein Gegenpart vom Boden, entgegen, der Stalagmit. Manche der beiden tun sich in der Mitte zu Säulen zusammen und kreierten ein verworrenes Dickicht.
Schillernde Grotten
Es entstand eine unterirdische Zauberwelt aus Grotten und Tropfsteinhöhlen.
Eine besonders schöne finden wir an der Westküste bei Alghero. Die Grotta di Nettuno wartet mit Fantastische Figuren, wie aus Fabeln entsprungen, auf. Das verworrene Labyrinth an Höhlen dringt nahezu vier Kilometer tief in das Erdreich ein.
In der Grotta verde sind die Tropfsteingebilde mit Moos überwuchert. Eindringende Sonnenstrahlen lassen sie in unterschiedlichen Grüntönen leuchten, was ein märchenhaftes Ambiente in die Höhle zaubert.
Auch in der Provinz Sulcis, nahe der Stadt Santadi bietet die Grotta Is Zuddas spektakuläre Einblicke.
Wahrzeichen aus Vulkangestein
Basaltlava ist eines der härtesten Gesteine der Erde. Es enthält mineralische Einschlüsse. Handelt es sich dabei um Eisen, ist Basalt immer rötlich schimmernd gefärbt. Durch Feuchtigkeit oxidiert es und tritt rötlich aus dem Fels.
Die feuchte Witterung lässt die Eiseneinschlüsse darin quasi verrosten. Somit wird der Fels brüchig und Mulden entstehen.
Die Natur hat damit eines der berühmtesten Wahrzeichen Sardiniens erzeugt.
Bei Castelsardo, in der Provinz Sassari, wacht an der Straße zum alten Burgkastell der steinerne Basaltfels in Form eines Elefanten.
In seinem Inneren befinden sich bis zu menschengroße Mulden. Sie dienten dem Nuraghervolk vor 300 Jahren als Grabkammern. Auf sardisch werden sie domus de janas (Feenhäuser) genannt.
Ob man ihr nun glauben möchte oder nicht, der alten Sage…
„Gott hatte am Ende seiner Erderschaffung noch viel Gestein übrig. Er warf es ins Mittelmeer, wo es sich zu fantasievollen Gebilden auftürmte. So entstand Sardinien.“
…In jedem Falle wurde über Millionen von Jahre hinweg einer der spektakulärsten Flecken Erde kreiert. Ein Hauch von Paradies.